Zum Glück gibt es auch in dieser Geschichte einen strahlenden Helden - Union Jack weht mächtig im Wind, hier hört man das neue Album der Fratellis auf der Straße. Natürlich sieht es auch in UK nicht ganz so aus, aber dass die Musikszene nicht so im Tümpel der Noten herumirrt wie in der Heimat, versteht sich von selbst.
Und doch werden auch dort die meisten Bands, die der NME mal gerade nicht zu seinen Lieblingen auserkoren hat, sträflich missachtet.
"Dartz" (früher "Dartz!") hätten, an der Qualität ihrer Musik gemessen, einen Welterfolg verdient. Doch der blieb aus, auch als die Nord-Engländer mit ihrem Debütalbum "This is my Ship" den Markt fütterten.
Ein wunderbares Werk war das, Dartz und ¡Forward Russia! konnte und kann man mit einem Maß messen. Mit den Russland-Fans sind Dartz dann als Vorband auf Tour gegangen, und erspielten sich die musikalischen Herzen ihrer sprälich gesäten Anhänger.
Nun ist "The Sad History of the Village of Alnerique" erschienen. Um eines vorweg klarzustellen: Es handelt sich um ein Mini-Album von Acht Tracks, es darf also auch gut und gerne als EP bezeichnet werden.
Die Marschrichtung hatte Gitarrist Henry Carden schon im Interview mit dem WhiteTapes Indie E-Zine angekündigt - Ernsthafter, Nachdenklicher, Erwachsener sollte der Sound des Neuen Albums werden.
Dabei war schon das erste Album nicht gerade eine Comedy-Show!
Die Platte beginnt mit "The Arrival, Building Alnerique" und langsamen Math-Pop Soli mit Gesang im Hintergrund. Diese Session explodiert als der Sänger die imaginäre Wand durchbricht und der typische Dartz-Sound, von vielen mit "Dance-Punk" tituliert, schlägt einem entgegen.
Und, obwohl Dartz-typisch, ist dem Song doch tatsächlich ein gewisses Maß an Entwicklung zu erkennen - an positiver Entwicklung. Der Refrain taugt mehr als Handymucke, auch wenn er es wahrscheinlich nie so weit bringen wird.
Der Song endet, wie er begann - und man muss neidlos anerkennen: Dartz schaffen es, eine ganz bestimmte Atmosphäre zu kreieren. Nur wenige Bands bekommen das so gut hin, die (späten) Red Hot Chili Peppers und Bloc Party sind die bekanntesten, deren Musik darauf beruht.
Das zweite Stück heißt "Oskar & Ofelia" und ist im selben Stil geschrieben wie der Vorgänger - Erwachsener, Mainstream-Tauglicher, aber immer noch Dartz.
Doch trotzdem wächst die Erkenntnis, dass die Nord-Engländer viel Tellison und vielleicht sogar Minus The Bear gehört haben müssen.
"A New Venture from Mordecai & Sons" lässt dies noch deutlicher zum Vorschein treten. Hier klingen Dartz nach klassischem Math-Pop á la Other Men und Cats and Cats and Cats.
Doch ab der Mitte wird der Song neu gestartet und im neuen Rhythmus wird der Dartz-Stil erneut gekonnt mit Math-Pop verbunden. Und wieder eine tolle Melodie, auch der Sänger hebt die Qualität der Band erheblich.
Mit "The Clandestine Choir" hören wir ein typisches "Post-Punk-Math"-Lied, das auch auf "This is my Ship" gepasst hätte. Post-Punk vermischt sich mit Indie, Math-Rock und Melancholie und es entsteht ein sehr genaues, wenn auch kompliziertes Bild im geistigen Auge. Der Schwerpunkt liegt auch hier, wie im ganzen Album, auf den Math-typischen Gitarrensoli, die dem Genre in den 80ern auch ihren Namen gaben (anm. Der Name Math-Rock beschreibt die komplizierten Rhythmen und Soli des Musikstils).
Am Beginn von "What Happens to Places where Spaces should be" merkt man, dass Dartz am Sound experimentiert haben. Genial, passend zum Titel des Liedes wird die Gitarrenmelodie zu Anfang von Wasserplätschern und spacigen Elektrosounds ausgeblendet - und dann sind die 2:11 min. auch schon vorbei und wir hören mit "The Lay of the Land" wieder ein rockigeres, aggressiveres Lied. Die Melodie in der Strophe wird immer wieder unterbrochen, und die felsigen Gitarrenriffs stoppen. Dann beginnt alles von vorn, doch die Band schafft es gut Langeweile vorzubeugen, indem sie kreative Melodien schafft.
Als das zweimal gemacht wurde, kommt der Rhythmuswechsel und die Gitarren steigern sich, als würden sie einen Berg erklimmen, bis sie irgendwann stoppen und alles von vorne beginnt - vom Songwriting her ein Spiegelbild, und doch genial ausgeklügelt. Eine Art Hommage an Syssifus.
"Embers" ist dann wieder ein ruhigeres Stück, wie uns das Album gezeigt hat, können Dartz auch ruhigere Songs super spielen. Wieder wird eine tolle Stimmung erzeugt, die Gitarre klingt nun, abwertend gesagt, wie beim Griechen nebenan und die Blasinstrumente übernehmen das Kommando des Instrumentals. Denn Gesang ist hier bislang fehl am Platz, und den Gesang vermisst man auch nicht. Denn der Song ist gut, so wie er ist, und außerdem kommt ja noch das letzte Stück "The End, Moving On".
Zu diesem Song gibt es nicht viel zu sagen. Ein typischer, melancholischer Dartz-Song im Stile von This Town Needs Guns, nur poppiger, catchier. Leichter zu verarbeiten, mit einem erneut Weltklasse-würdigen Refrain und Gitarrenhsoli für den Fortgeschrittenen-Unterricht. Erneut klingt auch der Tellison-Einfluss durch.
Und dass der Song wirklich wie Das Ende klingt, braucht man bei Dartz wohl kaum noch hinzu zu fügen. Ein gelungener Abschluss.
9/10 Punkten.
Dabei war schon das erste Album nicht gerade eine Comedy-Show!
Die Platte beginnt mit "The Arrival, Building Alnerique" und langsamen Math-Pop Soli mit Gesang im Hintergrund. Diese Session explodiert als der Sänger die imaginäre Wand durchbricht und der typische Dartz-Sound, von vielen mit "Dance-Punk" tituliert, schlägt einem entgegen.
Und, obwohl Dartz-typisch, ist dem Song doch tatsächlich ein gewisses Maß an Entwicklung zu erkennen - an positiver Entwicklung. Der Refrain taugt mehr als Handymucke, auch wenn er es wahrscheinlich nie so weit bringen wird.
Der Song endet, wie er begann - und man muss neidlos anerkennen: Dartz schaffen es, eine ganz bestimmte Atmosphäre zu kreieren. Nur wenige Bands bekommen das so gut hin, die (späten) Red Hot Chili Peppers und Bloc Party sind die bekanntesten, deren Musik darauf beruht.
Das zweite Stück heißt "Oskar & Ofelia" und ist im selben Stil geschrieben wie der Vorgänger - Erwachsener, Mainstream-Tauglicher, aber immer noch Dartz.
Doch trotzdem wächst die Erkenntnis, dass die Nord-Engländer viel Tellison und vielleicht sogar Minus The Bear gehört haben müssen.
"A New Venture from Mordecai & Sons" lässt dies noch deutlicher zum Vorschein treten. Hier klingen Dartz nach klassischem Math-Pop á la Other Men und Cats and Cats and Cats.
Doch ab der Mitte wird der Song neu gestartet und im neuen Rhythmus wird der Dartz-Stil erneut gekonnt mit Math-Pop verbunden. Und wieder eine tolle Melodie, auch der Sänger hebt die Qualität der Band erheblich.
Mit "The Clandestine Choir" hören wir ein typisches "Post-Punk-Math"-Lied, das auch auf "This is my Ship" gepasst hätte. Post-Punk vermischt sich mit Indie, Math-Rock und Melancholie und es entsteht ein sehr genaues, wenn auch kompliziertes Bild im geistigen Auge. Der Schwerpunkt liegt auch hier, wie im ganzen Album, auf den Math-typischen Gitarrensoli, die dem Genre in den 80ern auch ihren Namen gaben (anm. Der Name Math-Rock beschreibt die komplizierten Rhythmen und Soli des Musikstils).
Am Beginn von "What Happens to Places where Spaces should be" merkt man, dass Dartz am Sound experimentiert haben. Genial, passend zum Titel des Liedes wird die Gitarrenmelodie zu Anfang von Wasserplätschern und spacigen Elektrosounds ausgeblendet - und dann sind die 2:11 min. auch schon vorbei und wir hören mit "The Lay of the Land" wieder ein rockigeres, aggressiveres Lied. Die Melodie in der Strophe wird immer wieder unterbrochen, und die felsigen Gitarrenriffs stoppen. Dann beginnt alles von vorn, doch die Band schafft es gut Langeweile vorzubeugen, indem sie kreative Melodien schafft.
Als das zweimal gemacht wurde, kommt der Rhythmuswechsel und die Gitarren steigern sich, als würden sie einen Berg erklimmen, bis sie irgendwann stoppen und alles von vorne beginnt - vom Songwriting her ein Spiegelbild, und doch genial ausgeklügelt. Eine Art Hommage an Syssifus.
"Embers" ist dann wieder ein ruhigeres Stück, wie uns das Album gezeigt hat, können Dartz auch ruhigere Songs super spielen. Wieder wird eine tolle Stimmung erzeugt, die Gitarre klingt nun, abwertend gesagt, wie beim Griechen nebenan und die Blasinstrumente übernehmen das Kommando des Instrumentals. Denn Gesang ist hier bislang fehl am Platz, und den Gesang vermisst man auch nicht. Denn der Song ist gut, so wie er ist, und außerdem kommt ja noch das letzte Stück "The End, Moving On".
Zu diesem Song gibt es nicht viel zu sagen. Ein typischer, melancholischer Dartz-Song im Stile von This Town Needs Guns, nur poppiger, catchier. Leichter zu verarbeiten, mit einem erneut Weltklasse-würdigen Refrain und Gitarrenhsoli für den Fortgeschrittenen-Unterricht. Erneut klingt auch der Tellison-Einfluss durch.
Und dass der Song wirklich wie Das Ende klingt, braucht man bei Dartz wohl kaum noch hinzu zu fügen. Ein gelungener Abschluss.
9/10 Punkten.
Dartz - The Clandestine Choir live at Banquet Records Instore (Low Quality)
Dartz! - Once, Twice, Again Offizielles Video (von This is my Ship)
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