Dartz! - The Sad History of the Village of Alnerique

Während man quasi keine Chance hat, der Handymucke vom Proll um die Ecke zu entgehen, während man gezwungen wird, mit Katy Perry's zugegebenermaßen gut produzierten (mehr aber auch nicht) Hit, die Ohren zu martern, stellt man sich irgendwann schon einmal die Sinnfrage über die Musikbranche Mainstream-Radio.
Zum Glück gibt es auch in dieser Geschichte einen strahlenden Helden - Union Jack weht mächtig im Wind, hier hört man das neue Album der Fratellis auf der Straße. Natürlich sieht es auch in UK nicht ganz so aus, aber dass die Musikszene nicht so im Tümpel der Noten herumirrt wie in der Heimat, versteht sich von selbst.
Und doch werden auch dort die meisten Bands, die der NME mal gerade nicht zu seinen Lieblingen auserkoren hat, sträflich missachtet.
"Dartz" (früher "Dartz!") hätten, an der Qualität ihrer Musik gemessen, einen Welterfolg verdient. Doch der blieb aus, auch als die Nord-Engländer mit ihrem Debütalbum "This is my Ship" den Markt fütterten.
Ein wunderbares Werk war das, Dartz und ¡Forward Russia! konnte und kann man mit einem Maß messen. Mit den Russland-Fans sind Dartz dann als Vorband auf Tour gegangen, und erspielten sich die musikalischen Herzen ihrer sprälich gesäten Anhänger.
Nun ist "The Sad History of the Village of Alnerique" erschienen. Um eines vorweg klarzustellen: Es handelt sich um ein Mini-Album von Acht Tracks, es darf also auch gut und gerne als EP bezeichnet werden.
Die Marschrichtung hatte Gitarrist Henry Carden schon im Interview mit dem WhiteTapes Indie E-Zine angekündigt - Ernsthafter, Nachdenklicher, Erwachsener sollte der Sound des Neuen Albums werden.
Dabei war schon das erste Album nicht gerade eine Comedy-Show!
Die Platte beginnt mit "The Arrival, Building Alnerique" und langsamen Math-Pop Soli mit Gesang im Hintergrund. Diese Session explodiert als der Sänger die imaginäre Wand durchbricht und der typische Dartz-Sound, von vielen mit "Dance-Punk" tituliert, schlägt einem entgegen.
Und, obwohl Dartz-typisch, ist dem Song doch tatsächlich ein gewisses Maß an Entwicklung zu erkennen - an positiver Entwicklung. Der Refrain taugt mehr als Handymucke, auch wenn er es wahrscheinlich nie so weit bringen wird.
Der Song endet, wie er begann - und man muss neidlos anerkennen: Dartz schaffen es, eine ganz bestimmte Atmosphäre zu kreieren. Nur wenige Bands bekommen das so gut hin, die (späten) Red Hot Chili Peppers und Bloc Party sind die bekanntesten, deren Musik darauf beruht.
Das zweite Stück heißt "Oskar & Ofelia" und ist im selben Stil geschrieben wie der Vorgänger - Erwachsener, Mainstream-Tauglicher, aber immer noch Dartz.
Doch trotzdem wächst die Erkenntnis, dass die Nord-Engländer viel Tellison und vielleicht sogar Minus The Bear gehört haben müssen.
"A New Venture from Mordecai & Sons" lässt dies noch deutlicher zum Vorschein treten. Hier klingen Dartz nach klassischem Math-Pop á la Other Men und Cats and Cats and Cats.
Doch ab der Mitte wird der Song neu gestartet und im neuen Rhythmus wird der Dartz-Stil erneut gekonnt mit Math-Pop verbunden. Und wieder eine tolle Melodie, auch der Sänger hebt die Qualität der Band erheblich.
Mit "The Clandestine Choir" hören wir ein typisches "Post-Punk-Math"-Lied, das auch auf "This is my Ship" gepasst hätte. Post-Punk vermischt sich mit Indie, Math-Rock und Melancholie und es entsteht ein sehr genaues, wenn auch kompliziertes Bild im geistigen Auge. Der Schwerpunkt liegt auch hier, wie im ganzen Album, auf den Math-typischen Gitarrensoli, die dem Genre in den 80ern auch ihren Namen gaben (anm. Der Name Math-Rock beschreibt die komplizierten Rhythmen und Soli des Musikstils).
Am Beginn von "What Happens to Places where Spaces should be" merkt man, dass Dartz am Sound experimentiert haben. Genial, passend zum Titel des Liedes wird die Gitarrenmelodie zu Anfang von Wasserplätschern und spacigen Elektrosounds ausgeblendet - und dann sind die 2:11 min. auch schon vorbei und wir hören mit "The Lay of the Land" wieder ein rockigeres, aggressiveres Lied. Die Melodie in der Strophe wird immer wieder unterbrochen, und die felsigen Gitarrenriffs stoppen. Dann beginnt alles von vorn, doch die Band schafft es gut Langeweile vorzubeugen, indem sie kreative Melodien schafft.
Als das zweimal gemacht wurde, kommt der Rhythmuswechsel und die Gitarren steigern sich, als würden sie einen Berg erklimmen, bis sie irgendwann stoppen und alles von vorne beginnt - vom Songwriting her ein Spiegelbild, und doch genial ausgeklügelt. Eine Art Hommage an Syssifus.
"Embers" ist dann wieder ein ruhigeres Stück, wie uns das Album gezeigt hat, können Dartz auch ruhigere Songs super spielen. Wieder wird eine tolle Stimmung erzeugt, die Gitarre klingt nun, abwertend gesagt, wie beim Griechen nebenan und die Blasinstrumente übernehmen das Kommando des Instrumentals. Denn Gesang ist hier bislang fehl am Platz, und den Gesang vermisst man auch nicht. Denn der Song ist gut, so wie er ist, und außerdem kommt ja noch das letzte Stück "The End, Moving On".
Zu diesem Song gibt es nicht viel zu sagen. Ein typischer, melancholischer Dartz-Song im Stile von This Town Needs Guns, nur poppiger, catchier. Leichter zu verarbeiten, mit einem erneut Weltklasse-würdigen Refrain und Gitarrenhsoli für den Fortgeschrittenen-Unterricht. Erneut klingt auch der Tellison-Einfluss durch.
Und dass der Song wirklich wie Das Ende klingt, braucht man bei Dartz wohl kaum noch hinzu zu fügen. Ein gelungener Abschluss.
9/10 Punkten.




Dartz - The Clandestine Choir live at Banquet Records Instore (Low Quality)


Dartz! - Once, Twice, Again Offizielles Video (von This is my Ship)

Tipp: My Disco

Man beschränkt sich auf das Nötigste. Zunächst war das wohl eher die Botschaft des Gangsta Rap, die zuweilen aber von geldgeilen Produzenten und ihren dümmlichen Schützlingen zunichte gemacht wird.
Auf das Nötigste beschränken sich aber auch "My Disco", eine Band aus Australien. Ihr Genre bezeichnet man als Hard House, und "These New Puritans" dürften sich diese Band auch häufig angehört haben. Denn Parallellen sind deutlich zu erkennen - Ein einziger Rhythmus mit einer einzigen Textzeile dominiert zunächst, bevor überfallartig der Rhythmus gewechselt wird. Der Rhythmus nach dem Wechsel hält dann wieder einige Takte zu viel - absichtlich und bis auf die Spitze getrieben. Dies zeigt besonders das Stück "You Came to me like a Cancer Lain Dormant until it Blossomed like a Rose".
Wie man an diesem Songtitel schon hört stehen My Disco, wie fast jede Band, die sich abgrenzen will, für exzentrische Lyrics und Titel, beschränkter noch als "Foals".
Mal hat ein Song einen Zwei-Zeilen Namen, mal heißt er einfach nur "/". / erinnert allerdings auch am meisten an Die Neuen Puritaner.
Sehr spezielle, eigentlich einfache, dadurch aber dann doch Schwierige Musik machen My Disco. Denn genau da liegt der Knackpunkt: Wir sind "mittelschwierige" Musik gewöhnt; ein Klangbild im Hintergrund, ein Sänger davor - My Disco dürfte unsere Ohren strapazieren, weil sie zu einfach sind.
Doch auch daran gewöhnt man sich. Und probieren geht über studieren ;) .

My Disco haben zum privaten Fachgeschäft bislang zwei Platten beigetragen, "Cancer", ihr Debütalbum, und "Paradise".



Website
Myspace

Loyalty to Loyalty - Cold War Kids

Nein, nicht alle guten Indie Bands stammen aus UK. Auch die Staaten haben große Bands hervorgebracht, die Killers zum Beispiel, oder die Strokes.
Das ist die alte Garde, die Generation, deren Debüts schon zur Jahrtausendwende erschienen sind. Es gibt kaum Bands aus der zweiten, neuen Generation, die es schaffen die Qualität ihrer Einflüsse auch nur annähernd zu erreichen.
Cold War Kids sind anders. Schon alleine der Name weckt Hoffnungen auf Kreativität, die bedingungslos eingelöst werden. Auf dem Debütalbum "Robbers and Cowards" war alles drauf: Ein Hit mit "We used to Vacation", ein Soul-Song mit "God Make Up Your Mind", totale Hilton-Lounge-Tauglichkeit.
Die 4 Jungs aus Kalifornien haben auch bei ihrem Erstling ihre Leidenschaft zum Soul und Jazz angedeutet, in ihrem neuen Album "Loyalty to Loyalty", das bei uns am 19. erschienen ist, leben sie dieses Faible noch viel Ungezwungener aus.
Die Scheibe lauft runter und rauf wie ein einziges Konzert, und selbst per MP3-Player entfalten die Songs ihre Stimmung vollkommen. Man sieht sich in schwarzen Ledersesseln sitzen, vor der Überwachungskamera Grimassen ziehen, während vier Musiker auf der Couch vor einem Lümmeln und ihre Songs zum besten geben.
Jammen ist cool.
Die Platte beginnt "Against Privacy" und man bekommt gleich mal die volle Soul-Portion ins Gesicht gehauen.
Downbeat, im ersten Song, auf Gitarrenmelodien aufbgebaut, Nathan Willett stähnt mal wieder mehr als dass er singt, und ähnelt damit einem Godfather der Indie-Musik überhaupt. Thom Yorke von Radiohead, nämlich.
Obwohl sich die Melodie und auch das Tempo des Stückes nicht besonders ändert, erst am Schluss bekommen wir noch einmal ein Gitarrensolo präsentiert, dass am Anfang leise beginnt sich aber dann zu einem dramatischen Abschluss mit Jazz-Drumming im Hintergrund steigert, und dann unverhofft abbricht.
Ende.
Wir hören "Mexican Dogs" und gleich mal den ersten Hit des Albums. Zuerst heult der Sänger im Stile eines Wolfes in den Mond, dann fängt der Song an. Aggressiver Gesang, auf Melodie bedacht, mit unruhigen Gitarren im Hintergrund. Im Refrain beginnt eine nächtliche Anarchie, das Klavier steht bei den Cold War Kids nicht in der Ecke rum. Auf diesen passenden Refrain folgt wieder die Strophe, diesmal jedoch noch dramatischer, als vorher, das Klavier ist nun voll integriert, unterstützt den Song. Und dann kommt natürlich auch noch das Gitarrensolo, Nathan Willett haucht den Gesang in den Hintergrund, kurz vor Ende beginnt er nich einmal stöhnend zu klagen, dann ist auch dieser Song vorbei.
Im Stile von Rockstars aus den 60's beginnt der nächste Hit, "Every Valley is not a Lake". Das Klavier spielt erneut eine wichtige Rolle, spielt das rockige Intro, und mit Gitarre und Gesang verfallen die Kalter-Krieg-Kinder wieder in ihre melodische Anarchie, die sie und dieses Album so sehr auszeichnet. Die Band lässt sich nicht von der angedeuteten Melancholie ihrer Stücke bezwingen, nein sie kämpft in Person von Nathan Willett dagegen an. Erfolgreich.
In der Mitte des Songs hören wir erneut das Klavier, mit der Gitarre im Hintergrund, es ist eine Art Neuanfang inmitten des Stückes. Melodiewechsel, die Gitarre nun im Vordergrund, ein beatiger Sound nun, und dann das Ausblenden.
Die Single des Albums "Something is Not Right With Me" folgt nun, und man hört auch hier, warum dieser Song die erste Single geworden ist.
Dieser Song wird im Deutschen Fernsehen irgendwann als Hintergrundmusik für Ausschnitte der Sportschau herhalten müssen, weil er in Deutschland wohl keine andere Verwendung finden wird. Doch klagen wir nicht über die Unzulänglichkeit der deutschen Medien, lassen wir uns von der Tanz-Melodie des Songs anstecken. "Something is not Right With Me, I Try Not To Let it Show" schreit Nathan Willett aggressiv in das wohl sehr strapazierfähige Mikro, und das hört sich wunderbar an, regt zum Fröhlichen Mittanzen an. Das Lied scheint zwar fast nur aus der einen Melodie zu bestehen, doch bei welchem Hit hören wir nicht Fünf-mal den Refrain?!
"Whistle Blower, Gotta get out of school - They don't want poets, they want pigeons on a stull"
Astreines Texten, mit afrikanischen Bongos im Hintergrund. Und wieder folgt die Anarchie aus Gitarre, Bongos, Gesang, Klavier und Jazz-Drumming. Soulig, und klasse. "Devils in the deep tales", ist der Refrain, in dem die Anarchie diesmal komplett ausfällt. Die Zeile wird alleine drohend gesungen, mit dunkler Vorahnung. Es passt zur Stimmung, dass darauf die Bongos folgen. Ja, das Songwriter-Schema der Cold War Kids lässt sich schon im vierten Song klar erkennen, angepasst an den Pop, aber das ist ein Kriterium, nach dem jede zweite Indie-Band auszuradieren wäre. Eine Art Totschlag-Argument der Popscene.
"Golden Gate Jumpers" ist der erste Song, bei dem sich der Soul-Einfluss am deutlichsten hervorhebt. Ein ruhiger Song, Klavier und Jazzbesen stehen im Vordergrund. Dieser Song könnte auch zweifellos von einer Jazz-Sängerin gesungen werden.
Ähnlich geht es auch dem darauffolgenden Song, "Avalanche in B". Wieder einmal verausgabt sich Nathan Willett vor dem Mikro, und seine Stimme fügt sich toll in die jammige Atmosphäre ein, die von Klavier und Drums geschafft wird.
Einen poppigeren, Indie-tauglicheren Song bekommen wir mit "I've Seen Enough", dem siebten Track des Albums serviert. Beatiger Rhythmus, beatige Gitarre, überhaupt ein beatiger Song. Im Refrain kehren die drei zunächst in ihren modernen Soul zurück, einfallsreiches Drumming gibt es hier zu hören, und dann kommt die Befreiung. "I've Seen Enough" heißt es dann, und Tempo wird aufgenommen, während man in die Strophe zurückkehrt. Dieser Song wirkt tatsächlich befreiend, mir fällt tatsächlich nur ein Wort zu dem Lied ein, das wirklich passt. Freiheit, frei sein, das drückt dieser Song perfekt aus.
Auf die Befreiung folgt die Trauer. Zumindest bei den vier Kaliforniern aus Long Beach. "Every Man I Fall For" ist mal wieder ein Soul-Song, einfallsreiche Gitarre auch mal wieder. Vielmehr gibt es zu diesem Song dann auch nicht zu sagen. Doch langsam wird einem der ganze Soul auch etwas zu viel, es wirkt an diesem Puinkt etwas einfallslos.
Doch Cold War Kids sind nicht dumm, und haben nun mal wieder mit der Mischung einiges kaschiert. "Dreams of Old Men" hört man nun, man hört wieder Indie. Wieder ein schönes Songwriting, einfallsreiche Lyrics. Und die Atmosphäre des Songs passt zu der Aussage der Lyrics, der Person von einem "Dreaming Old Man". Die Kalter-Krieg-Kinder beweisen wieder, warum man sie so sehr schätzt.
Nun kommt auch noch der Love-Song, wieder ein Soul-Song, dominiert vom Klavier und der unnachahmlichen Stimme Nathan Willetts. Der Song klingt anders, als die anderen Soul-Songs, weil hier weniger die Anarchie dazu gemixt wird, als das man die Stimmung einfach in Ruhe lässt. Das passt zu diesem Album, in dieser Position auf der Platte einfach super, man muss wieder einmal die Qualitäten der Band anerkennen.
Ungewoöhnlicherweise beginnt "Relief" mit einem Synthesizer, und wenn Nathan Willett dann auch noch mit einer ungewöhnlich hohen Stimmlage zu stöhnen/singen beginnt, bekommt man den Eindruck, dass dies auch ein Radiohead-Song sein könnte. Der Refrain wird von der zeile "I'll be Back" dominiert, es steht einmal mehr die Stimme Nathan Willetts im Mittelpunkt, wäre der ganze Song wie der Refrain, wäre er für die Indie-Disco geschrieben worden. Doch dem ist nicht so, und das ist auch gut so.
Abgeschlossen wird das Album mit "Cryptomnesia", einem gefühlvollen Soul-Song. Cold War Kids scheinen einen Sinn fürs Praktische zu haben, denn bei diesem Song muss eigentlich nur Nathan Willett, der Keyboarder und Sänger auf der Bühne stehen, alle anderen können schon einmal aufräumen.
Nur die Bass-Drum wird im Hintergrund betätigt. Bei der Mitte gibt es noch einmal ungefähr drei Sekunden Gitarre, und danach setzt auch das Bass im Hintegrund ein, und es wird zum Schluss noch einmal dramatisch. Jetzt steht auf einmal und unverhofft die Gitarre im Vordergrund, allerdings nicht lange, denn die Sequenz endet plötzlich, und es wird in die Stimmung des Anfangs zurückgekehrt. Daraufhin ist "Loyalty to Loyalty" zu Ende.
Insgesamt solide, ein düsteres Album, und -obwohl Indie-Rock- etwas schwere Kost. Aber die Cold War Kids haben ihre Qualität unter Beweis gestellt, und ein reiferes Album als "Robbers and Cowards" vorgelegt. Reifer ist nicht immer schlechter, bei den Kalifornien der größeren Vielfalt wegen sogar besser, wie ich finde.
Der NME gibt dem Album 7 von 10 Punkten. Ich bin weniger streng, finde das Album hat 8/10 Punkten verdient.

Something Is Not Right With Me - Offizielles Video

Nothing Worth Having Comes Easy - Das neue Album von Little Man Tate

Es ist immer schön zu sehen, wenn Bands ihre Fans in eine Aktion einbinden. Die Band Little Man Tate aus Sheffield hat ihre Fans dieses Jahr mit dem Auftrag ersucht, einen Namen für ihr zweites Album zu entwerfen.
Little Man Tate ist eine Band mit einer ungewöhnlich kleinen Fangemeinde. Ungewöhnlich deshalb, weil sie eigentlich Potenzial zum Mainstream-Erfolg hätten. Kritiker bemängeln an der Musik der Sheffielder ihre Eintönigkeit, die immer wieder gleichen Schemen.
Merkwürdig ist es, dass diese Leute dann Bands wie die Pigeon Detectives über den grünen Klee loben, obwohl sich die Musik dieser englischen Gitarrenrock-Bands sehr gleicht. Und sicherlich ist Little Man tate nicht eintöniger als die Taubendetektive aus Leeds es sind.

"Nothing Worth Having Comes Easy" ist nicht nur der beste Vorschlag für einen Namen gewesen, nein es ist auch das um Längen bessere Album als der erste Streich der Vier Sheffielder, "About What You Know", obwohl schon das Debüt zum Mitgrölen anregte.

Nach einem kurzen, passenden Intro beginnt die Gitarrensolo-Melodie von "Money Wheel".
Kurz danach setzt der Gesang ein, und man fühlt sich angekommen. Zu Hause.
Nach dem sogar fast euphorischen Refrain folgt wieder eine ähnliche Strophe und der Chor singt, wie es sich für Rockstars geziemt - "Work Everyday for the Money Wheel".
Nun wird die Stimme des Sängers ausgeblendet, wobei diese Sequenz mit dem Gitarrensolo ein kurzes Ende findet.
Erneut bekommt man einen Chor zu hören, diesmal sogar einen Kanon. Die Melodie des Stückes ändert sich wenig, astreiner Indie-Rock.
Nun hört man "What Your Boyfriend Said", die Hit-Single des Albums. Die Erwartungen werden nicht enttäuscht, aber auch nicht übertroffen.
Bevor der Refrain ertönt und eine unvergleichliche Atmosphäre und Stimmung schafft, und eine Melodie, die einem im Ohr bleibt.
Dann folgt auch noch der melancholische Einschlag, ein ruhiges, Gesangbetontes Stück im Stück. Durch einen Chor kehren die Sheffielder dann nicht wie erwartet zurück in den Refrain, sondern nehmen den Umweg über die Strophe, die sie nun aber lauter und lässiger vortragen. Danach folgt noch einmal der Refrain und dann naht das Ende des Stückes.
Darauf folgt ein toller, trauriger Song der mal wieder einen Ohrwurm erzeugt. "Reflection in His Sunglasses" könnte von den rauheren, besseren Kooks kommen.
Einfach zuhören und zurücklehnen und die Musik auf sich wirken lassen, das funktioniert bei dieser Musik besser als gut.
Die Stimme begeistert vor allem in diesem Stück, passt sehr gut in das Klangbild, verstärkt die Stimmung des Songs.
Bei 2:33 Minuten schaue ich auf die Anzeige und erwarte das Ende des Stückes. Erstaunt nehme ich mit den Augen wahr, dass noch ca 1 Minute folgt.
Mit den Ohren aber, höre ich ein tolles Zwischenspiel und noch einmal den Refrain. Eines der besten Stücke des Albums, doch das - dachte ich - kann man auch beim nächsten Song, "Shot At Politics" sagen.
Allerdings ist der Song eher ein Hit, als ein so stimmungskräftiges Stück wie davor, und das ist die Schwäche des Lieds, ähnlich wie bei "Money Wheel".
Trotzdem ist die Melodie tadellos, und viele Bands dieses Jahrhunderts bekommen das nicht so gut hin.
Mit "My Little Sweetie" schaffen Little Man Tate das Unmögliche - Sie bringen auch noch den Groove in ihre Musik. Und einmal mehr bin ich begeistert, und kann nicht genug Lorbeeren verteilen. Am Anfang denkt man: Was!?! Ein Country-Song?, da sich die Melodie zunächst tatsächlich ähnlich anhört. Die Frage wird allerdings von Little Man Tate perfekt beantwortet. Denn dann kommt der Refrain, mit Background-Chor vorgetragen, und wieder einmal klasse.
Die Dynamik des Stückes ist einfach brilliant und der Refrain bleibt auch noch im Ohr, der Sänger habe eine Stimme wie Billie Joe Armstrong von Green Day hieß es im Forum, besonders in diesem Stück, in dem er den Refrain besonders dreckig vorträgt, kommt das durch. Brilliant. Es wundert wohl niemanden, das "Hey Little Sweetie" die zweite Single des Albums geworden ist.
"Joined by an iPod" ist ein textbetontes Stück, ein typischer ruhiger Song der Sheffielder, mit toller Melodie, wieder passt er super in das Gesamtbild, und bislang waren außer vielleicht den überdurchschnittlichen "Money Wheel" und "Shot At Politics" zu entdecken.
Eine urbritische Melodie setzt ein, "Face On A Wall" beginnt.
Dieser Song ist wiederum wieder mal was Neues, er ist ein klassischer Beat-Song, wieder tadellos gesongwritet, ich muss wieder einmal die Brillianz "Nothing Worth Having Comes Easy" anerkennen.
Bislang war jeder Song ein Ohrwurm, so auch dieser. Einfach Klasse.
Man muss zu diesem Album wirklich nicht viel Worte verlieren, es ist einfach tadellos.
"A Little Heart" ist erneut ein Gitarren-Song, mit dem Synthesizer im Hintergrund könnte er auch von den Wombats stammen.
Nun hauen Little Man Tate noch mal richtig auf die Verstärker-Knöpfe - Das Intro von "Back of the Pub Quiz".
Es wird ruhiger, und die Strophe beginnt, wieder ist es ein gesangbetontes Stück. Mich erinnert die Strophe teilweise an das frühe "Good Charlotte", in einem ihrer ruhigeren Songs. Das Stück ist eine Ballade, mit einem melancholischen Refrain, der mal von einer lauten, mal von einer nur angedeuteten Gitarre unterstrichen wird.
Am Ende gibt es noch einmal ein Gitarrensolo, und dann kommt "London Skies, London Eyes".
In diesem Song klingen die Sheffielder wie die besseren "erwachsenen" Fratellis, wieder ein Ohrwurm, wieder toll.
"Shoulder To Sigh On" erfüllt die Versprechungen, die der Name macht.
Es ist ein A-Capella Song, der erst bei ca. 1 Minute von abstrakt gespielten Trompeten, einer akustischen Gitarre und vorantreiben Drums unterstützt wird.
Kurz nach dem EInsatz setzen die Instrumente auch schon wieder aus, der Sänger singt gegen einen Chor im Hintergrund an, und kurz darauf ist der Song auch schon beendet.
Und die Lyrics auf dem Album?
Getextet ist das Album mal wieder genial, dreckig und humorvoll, wie wir es von Little Man tate kennen.
Man verfällt zwansläufig in Applaus, ob dieser Glanzleistung Little Man Tates, die man von dieser Band vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte.
Das Fazit: Vielleicht tut es einer Band gut, eine etwas kleiner Fangemeinde zu haben, damit sie nicht so einen (entschuldigung) Schrott produzieren wie die Kooks in ihrem zweiten Album.
Ich gebe 9/10 Punkten

Free Download Joined By An iPod via Myspace


Das offizielle Video zu "Hey Little Sweetie"



Das offizielle Video zu "What Your Boyfriend Said"



"For The Most Beautiful Lady In The World" Little Man Tate - Reflection On His Sunglasses Live @ Boardwalk 2008.



(Anmerkung: "Nothing Worth Having Comes Easy" erscheint am 15. September im United Kingdom, in Deutschland, laut Amazon, leider erst am 24. Oktober; Bei iTunes ist das Album komischerweise aber schon mit Bonustrack für den Spottpreis von 7,92 € zu kaufen)